Wie Farben riechen

Wenn mich jemand fragt, welche Sorte Slushie ich möchte, sage ich nicht „Kirsche“, sondern „Rot“. Diese Geschmacksrichtung heißt „rot“. „Blau“ ist eine andere Geschmacksrichtung, die ein Slushie haben kann. Ebenso ist der Geruch von Kirschen – insbesondere der chemisch kirschige Geruch eines roten Slushies – ein roter Geruch.

Das ist einfach, denn Kirschen sind rot. Man muss keine großen Sprünge machen, um diese Assoziation herzustellen. Aber welche Farbe hat der Geruch von, sagen wir, Seife?

Eine neue Studie, die in PLOS One veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass manche Menschen weiß, manche gelb und manche blau sagen. Eine Gruppe internationaler Forscher ließ Menschen aus verschiedenen Kulturen an 14 Düften riechen und aus 36 Farben diejenige auswählen, die sie am meisten mit dem Geruch assoziierten.

Es handelt sich nicht um eine Studie über Synästhesie – ein neurologisches Phänomen, das bei manchen Menschen dazu führt, dass sie ihre Sinne vermischen und Farben mit bestimmten Buchstaben, Klängen oder Gerüchen assoziieren. Ziel der Studie war es lediglich, Gemeinsamkeiten darin zu finden, wie wir visuell über Gerüche denken. Einige der Studienteilnehmer waren Niederländer, einige Chinesen mit Wohnsitz in den Niederlanden, einige Deutsche, einige Amerikaner, einige Malaien und einige Chinesen mit Wohnsitz in Malaysia.

Einige Assoziationen waren kulturübergreifend stärker – fruchtige Gerüche wurden in der Regel mit Rosa- und Rottönen assoziiert, pflanzliche Gerüche wurden oft als grün wahrgenommen, und ein „muffiger“ Geruch wurde in der Regel mit Braun- und Orangetönen in Verbindung gebracht. Andere Gerüche waren schwieriger zuzuordnen – wie das nachstehende Diagramm zeigt, führte der Geruch von „Plastik“ zu einer breiten Palette von Farbwahlen.

PLOS One

Das Diagramm zeigt auch, welche Gerüche die einzelnen Kulturen ähnlich finden. In den USA zum Beispiel waren Frucht-, Süßigkeiten- und Blumengerüche alle rosa und rot. Die Unterschiede zwischen den Kulturen könnten „auf Ernährungsgewohnheiten, die Rolle von Düften in der jeweiligen Gesellschaft oder andere soziale Faktoren zurückzuführen sein“, heißt es in der Studie.

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Auch für Nicht-Synästhetiker stehen unsere Sinne in interessanter Weise miteinander in Beziehung und unterstützen sich gegenseitig. In der Einleitung der Studie bringen es die Forscher auf den Punkt: „Würde eine Rose so süß duften, wenn sie blau wäre? Vielleicht nicht.“

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