Becquerel oder Bq : die Einheit der Aktivität einer radioaktiven Quelle
Das Becquerel, die allgemein gebräuchliche Einheit der Aktivität, entspricht einer Zerfallsrate von einem Atomkern pro Sekunde. Diese Einheit ist auf der Skala des Atoms so klein (und daher schlecht geeignet, die Aktivitäten der meisten radioaktiven Stoffe, mit denen wir zu tun haben, zu beschreiben), dass häufig Vielfache von Becquerel verwendet werden: Kilo (Tausende), Mega (Millionen), Giga (Milliarden) und Terabecquerel (Tausende von Milliarden) usw. Das obige Diagramm zeigt die Bandbreite der Aktivitäten, die verschiedene Stoffe – von einem Liter Wasser bis hin zu abgebrannten Brennelementen, die aus dem Kern von Kernreaktoren entnommen werden – haben können. Historische Einheiten wie Curie und Milliardstel sind ebenfalls angegeben.
IN2P3
Die Aktivität einer Materieprobe, die radioaktive Kerne enthält, ist eine der intrinsischen Eigenschaften dieser radioaktiven Quelle. Sie gibt die Anzahl der Zerfälle pro Sekunde oder die Anzahl der ausgesandten Strahlen an. In letzterem Fall spricht man von alpha-, beta– und gamma-Strahlung. Die Aktivität einer Quelle berücksichtigt weder die Art oder die Energie der Strahlung noch die Auswirkungen, die solche Strahlen in verschiedenen Medien haben.
Die Aktivitäten verschiedener Quellen wurden viele Jahre lang in Einheiten ausgedrückt, die als Curies (Ci) bekannt sind. Die von radioaktiven Stoffen ausgehende Strahlung wurde durch einen Vergleich mit einem Standard gemessen, nämlich der Strahlung von Radium, dem von Marie Curie entdeckten radioaktiven Element. Ein Curie entsprach der Aktivität von einem Gramm Radium oder 37 Milliarden Zerfällen pro Sekunde. Angesichts dieses sehr hohen Wertes von einem Curie wurden üblicherweise Millicurie oder Mikrocurie verwendet.
Inzwischen haben Physiker und Ingenieure eine logischere Einheit – das Becquerel – eingeführt, die einer Zerfallsrate von einem pro Sekunde entspricht. Der Nachteil dabei ist jedoch, dass das Becquerel eine sehr kleine Einheit ist, die an die Größenordnung des Atoms angepasst ist. In Becquerel ausgedrückte Aktivitäten führen daher zu irreführend großen Zahlen, die bei Nichtfachleuten Verwirrung stiften können. Der menschliche Körper hat zum Beispiel eine Aktivität von 8000 Bq – ein Wert, der hoch erscheinen mag, in Wirklichkeit aber sehr klein ist. Er entspricht einigen Mikrocurie.
Wenn Aktivitäten in Becquerel angegeben werden, entsteht oft der Eindruck, dass diese Aktivitäten außergewöhnlich hoch und damit sehr gefährlich sind. Das liegt vor allem an dem kleinen Wert eines Becquerels, und so gefährlich sind Stoffe selten. Das Becquerel ist vergleichbar mit der D-Mark, die in der Weimarer Republik in den 1920er Jahren verwendet wurde, als man eine Schubkarre voll davon brauchte, um ein Croissant zu kaufen.
Die Aktivität von Cäsium 137 im menschlichen Körper wird seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Nähe des Labors von Mol in Nordbelgien gemessen. Trotz der großen Entfernung des Labors von den Standorten der Atombombentests und von Tschernobyl sind die Aktivitätsspitzen zu erkennen, die auf diese Tests und den Unfall von Tschernobyl (viermal schwächer) zurückzuführen sind. In diesen beiden Fällen erfolgt der Zerfall von Cäsium 137 im menschlichen Körper viel schneller als der natürliche Zerfall, der eine Halbwertszeit von 30 Jahren hat. Obwohl Cäsium nur langsam vom Boden aufgenommen wird, bedeutet der schnelle Zerfall seiner Aktivität im menschlichen Körper, dass in Belgien keine Bodendekontamination (z.B. mit Preußischblau) erforderlich ist.
SCK-CEN
In den rationalen und kartesianischen Ländern der westlichen Welt war es logisch, die Grundeinheit der Aktivität als einen Zerfall pro Sekunde zu definieren. Aber die Männer der Wissenschaft konnten unbeholfene Psychologen sein. Die Wahl des Becquerels hat sich als eine Katastrophe für die Öffentlichkeitsarbeit erwiesen. Die kleinsten Aktivitätswerte, die in Becquerel ausgedrückt werden, werden durch enorm hohe Zahlen dargestellt, die die Unsicherheit der Öffentlichkeit nähren.
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