Erbrechen ist ein komplexer autonomer Reflex, der von mehreren neurologischen Zentren im Gehirn gesteuert wird. Der Hirnnerv Vagus spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Erbrechens. Kunjal Kriya (freiwillig herbeigeführtes Erbrechen) ist eine yogische Reinigungstechnik, bei der nach dem Trinken von Salzwasser (5%) auf nüchternen Magen freiwillig Erbrechen herbeigeführt wird. Diese Studie wurde mit dem Ziel konzipiert, die Auswirkungen des freiwillig herbeigeführten Erbrechens (ViV) auf die Lungenfunktionen bei erfahrenen Praktikern und Anfängern zu verstehen und daraus mögliche therapeutische Anwendungen abzuleiten. Achtzehn gesunde Personen meldeten sich freiwillig für die Studie, von denen neun bereits Erfahrung mit ViV hatten und neun nicht. Die Lungenfunktionstests wurden vor und nach einer 10-minütigen Ruhephase nach ViV durchgeführt. Die Analyse der Kovarianz wurde nach Geschlecht und Ausgangswerten durchgeführt. Es wurden keine signifikanten Veränderungen zwischen den Geschlechtern festgestellt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie deuten auf einen signifikanten Anstieg der langsamen Vitalkapazität und des forcierten Inspirationsvolumens in der ersten Sekunde sowie eine Verringerung des expiratorischen Reservevolumens und der Atemfrequenz hin. Diese Veränderungen deuten auf die mögliche Rolle von ViV bei der Verbesserung der Ausdauer der Atemmuskulatur, der Verringerung des Atemwegswiderstandes, der besseren Entleerung der Lungen bzw. der vagalen Dominanz hin. Wir schließen daraus, dass ViV bei regelmäßiger Anwendung die Ausdauer der Atemmuskulatur verbessert und den Atemwegswiderstand verringert. Diese Ergebnisse zeigen auch, dass ViV bei der Behandlung von Reisekrankheit und restriktiven Lungenerkrankungen wie Bronchitis und Bronchialasthma wissenschaftlich erforscht werden muss.