Das evolutionäre Rätsel, warum sich unsere Gesichter verziehen, wenn wir Angst haben, wurde von einem Team kanadischer Neurowissenschaftler gelöst.
Wenn sich unser Gesichtsausdruck zu einem Ausdruck der Angst mit geweiteten Augen und geblähten Nasenlöchern verändert, verbessert sich unsere Fähigkeit, Angreifer oder andere drohende Gefahren zu erkennen, dramatisch, fanden die Forscher heraus.
Die Ergebnisse stützen eine Idee, die Charles Darwin in einem seiner weniger bekannten Werke, The Expression of the Emotions in Man and Animals, das 1872 veröffentlicht wurde, erstmals darlegte. Darwin stellte fest, dass der Gesichtsausdruck von Emotionen in allen menschlichen Kulturen und sogar im Tierreich oft bemerkenswert ähnlich ist, was darauf hindeutet, dass sie einen gemeinsamen evolutionären Nutzen haben könnten.
„Die meisten Menschen denken, dass Gesichtsausdrücke soziale Signale sind, dass sie dazu dienen, mitzuteilen, was jemand fühlt. Wir sagen, dass sie sich wahrscheinlich zuerst als sensorische Funktion entwickelt haben, auch wenn sie dazu beitragen, anderen unsere Gefühle mitzuteilen“, so Adam Anderson, ein kognitiver Neurowissenschaftler, der die Studie an der Universität Toronto leitete.
In der Fachzeitschrift Nature Neuroscience zeigen Anderson und sein Kollege Joshua Susskind, wie der klassische Ausdruck von Angst unsere Sichtweite vergrößert, die Augenbewegung beschleunigt und den Luftstrom durch die Nase verbessert. All diese Reaktionen steigern unsere Fähigkeit, Bedrohungen zu sehen oder zu riechen, und bereiten uns auf die „Kampf- oder Flucht“-Reaktion vor, bei der wir entweder mit dem Angreifer kämpfen oder uns in Sicherheit bringen.
In der Studie entwickelte Susskind Computermodelle für die Gesichtsausdrücke von Angst und Ekel. Anschließend trainierte er Freiwillige, die jeweilige Mimik zu ziehen. Für einen ängstlichen Gesichtsausdruck mussten die Teilnehmer ihre Augen weiten, die Augenbrauen hochziehen und die Nasenlöcher aufblähen, während ein angewidertes Gesicht das Gegenteil bedeutete: eine gesenkte Augenbraue, geschlossene Augen und eine gerümpfte Nase.
Messungen anhand von Videoaufnahmen ergaben, dass diejenigen, die ein ängstliches Gesicht zogen, nicht nur besser in der Lage waren, Objekte neben sich zu erkennen, sondern auch ihre Augen schneller abtasteten, was darauf hindeutet, dass sie eine Gefahr schneller kommen sehen konnten.
In einer anderen Testrunde wurde festgestellt, dass Freiwillige, die angewiderte Gesichter zogen, ein eingeschränktes Sichtfeld und einen langsameren Luftstrom durch die Nase hatten.
„Angstausdrücke öffnen das Gesicht und legen die sensorischen Oberflächen frei, während Ekel das Gegenteil bewirkt, es ist ein schützendes Zucken. Bei Angst geht es um Wachsamkeit, bei Ekel um Ablehnung“, so Anderson.
Das Team bestätigte seine Ergebnisse, indem es Freiwillige bat, in einem Magnetresonanztomographen verschiedene Gesichtsausdrücke zu machen. Die Bilder zeigen, dass Angstausdrücke die Nasenröhren öffnen, so dass die Luft doppelt so schnell eingeatmet werden kann wie bei jemandem, der einen angewiderten Gesichtsausdruck macht.
„Was wir tun, ist psychologische Archäologie. Wir graben die Überreste der Funktionen dieser Ausdrücke aus. Gesichtsausdrücke mögen als soziale Signale wichtiger sein, aber das erklärt nicht, woher sie kommen. Diese Arbeit erklärt, warum diese Ausdrücke in allen Kulturen verbreitet sind“, so Anderson.
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