Legat
In der Blüte seines Lebens wurde Ferdinand als blauäugiger, etwas korpulenter, mittelgroßer Mann beschrieben, der die spanische Hoftracht trug. Er war ein gutmütiger, wohlwollender, leutseliger Monarch, der vom Glauben an die Pracht der Kaiserkrone und die Größe seiner Dynastie durchdrungen war. Neben Deutsch sprach er Italienisch, Französisch und Spanisch, liebte die Musik und las gerne religiöse Bücher, aber seine Leidenschaft galt der Jagd. Obwohl er einen sparsamen Hof führte, war er ein schlechter Finanzier, der den größten Teil der konfiszierten Güter zu großzügig an seine treuen Anhänger verschenkte. Als sehr frommer Katholik begünstigte er besonders die Jesuiten. Da er seine Politik jedoch hauptsächlich auf religiöse Grundsätze stützte, litt er unter Diskrepanzen zwischen seinen religiösen Zielen und den Maximen einer modernen Staatsraison. Als unentschlossener Mann war er in hohem Maße auf den Einfluss seiner Berater und seiner jesuitischen Beichtväter angewiesen. Angesichts des wechselhaften Kriegsgeschehens bewies er viel Standhaftigkeit, auch wenn es ihm oft an politischem Geschick mangelte. Er war eine Person von mäßigem Talent und Willenskraft, übte jedoch durch seine strenge und kompromisslose Religionspolitik einen starken Einfluss auf die Ereignisse seiner Zeit aus.
Indem er die Gegenreformation förderte, stellte Ferdinand II. die Weichen der österreichischen Habsburger Politik für das nächste Jahrhundert. Mit der Schaffung einer unabhängigen österreichischen Hofkanzlei und der testamentarischen Festlegung der Prinzipien der Unteilbarkeit Österreichs und der Primogenitur in seiner Familie leistete er einen wesentlichen Beitrag zur nationalen Integration des Landes. Durch die Beibehaltung der historischen Provinzen und Stände nach deren Unterwerfung bewahrte er jedoch das Prinzip des Föderalismus in Österreich. Ferdinands römisch-katholische Zeitgenossen sahen in ihm einen heiligen Monarchen, seine protestantischen Gegner fürchteten ihn als Tyrannen. Die römisch-katholische Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts wies ihm einen zu hohen Stellenwert zu, während die liberalen Historiker seine Bedeutung eher unterschätzten. Die moderne Geschichtsschreibung neigt dazu, Ferdinands Religionspolitik als zeitbedingt zu betrachten, seine Bedeutung bei der Zusammenführung der österreichischen Provinzen zu einem einheitlichen Ganzen anzuerkennen und in seiner Reichspolitik den Versuch zu sehen, einen römisch-katholischen deutschen Staat zu schaffen, auch wenn er inkonsequent durchgeführt wurde.
Hans Sturmberger