Da Unternehmen und ihre Kunden zunehmend soziale Netzwerke für den Austausch von Informationen nutzen, werden sich beide zunehmend des Preises der Privatsphäre bewusst. Mit anderen Worten: Die bloße Teilnahme an sozialen Medien kann zu Problemen mit dem Datenschutz führen. Es gibt unzählige Fälle, in denen Daten ohne das Wissen des Einzelnen gesammelt wurden, Profile auf der Grundlage von Social-Media-Aktivitäten erstellt wurden, Konten gekapert wurden und so weiter. Die Situation ist so schlimm geworden, dass viele Menschen ihre Profile löschen und Unternehmen ihre Aktivitäten in den sozialen Medien einschränken.
Diese Bedenken bedeuten jedoch nicht zwangsläufig den Untergang für die wichtigsten sozialen Medien wie Facebook, Twitter, LinkedIn und Instagram. Menschen und Unternehmen werden diese Websites weiterhin nutzen, bis etwas Besseres auf den Markt kommt. Aber es gibt noch andere Bedenken am Horizont, die das Argument des Datenschutzes noch mehr in den Fokus von Unternehmen und Verbrauchern rücken könnten.
Nehmen wir zum Beispiel Datenschutzgesetze wie die GDPR (General Data Protection Regulation) der Europäischen Union und das CCPA (California Consumer Privacy Act), die beide Auswirkungen auf die Daten haben, die Unternehmen über ihre Kunden speichern können. Allgemeine Auslegungen dieser Gesetze stehen in direktem Zusammenhang mit den Systemen von Unternehmen, auf die Kunden zugreifen, aber es wurden noch nicht alle potenziellen Lackmustests für diese Gesetze durchgeführt.
Betrachten wir als Beispiel, wie Plattformen sozialer Medien zu Gastgebern für digitale Werbung geworden sind, wo ein Nutzer mit einem einfachen Klick eine Transaktion mit einem Unternehmen einleiten könnte. Wie wirkt sich das auf den Datenschutz aus und wie viel Kontrolle haben sowohl der Verbraucher als auch das Unternehmen über die Daten, die über soziale Medien weitergegeben werden? Diese Frage sollte man sich stellen, wenn die CCPA Anfang 2020 in Kraft tritt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche Auswirkungen Unternehmen haben werden, die Daten in sozialen Netzwerken sammeln, d. h. die Bots einsetzen oder Likes messen, um die Meinung der Verbraucher einzuholen?
Es gibt zwar keine einfache Antwort auf diese Fragen, aber es wird deutlich, dass soziale Netzwerke ihre Geschäftsmodelle möglicherweise ändern und Unternehmen auf andere Formen der digitalen Werbung ausweichen müssen. Es ist auch eine Situation, in der neue soziale Netzwerke entstehen, die sich mehr auf den Datenschutz konzentrieren. Neone Inc. zum Beispiel ist eine kürzlich gestartete Social-Media-Plattform, die auf Werbung verzichtet und verspricht, keine Daten ihrer Nutzer zu verfolgen. Das Unternehmen nutzt ein kostenpflichtiges Abonnementmodell, um die Notwendigkeit von Werbung oder anderen Formen von Einnahmen im Zusammenhang mit Nutzerdaten zu vermeiden. Das Unternehmen behauptet, dass seine Datenschutzrichtlinien mit dem CCPA übereinstimmen, und verspricht, dass es auch andere Datenschutzgesetze einhalten wird, sobald diese in Kraft treten.
Der Bedarf an mehr Datenschutz wird immer deutlicher, vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Studie von Edison Research aus dem Jahr 2019 zeigt, dass etwa 80 % der Amerikaner auf sozialen Plattformen posten, twittern oder snappen. Dieselbe Studie besagt jedoch auch, dass Facebook in den letzten zwei Jahren schätzungsweise 15 Millionen Nutzer verloren hat, wobei die größte Abwanderung bei den 12- bis 34-Jährigen zu verzeichnen war.
Neone hat vielleicht Recht, wenn er die Privatsphäre über den Gewinn stellt. Allerdings stellt sich die Frage, ob ein Abonnementmodell die Zukunft von Facebook und Twitter sein könnte, bei dem das Versprechen der Privatsphäre durch den Verzicht auf die Sammlung von Nutzerdaten gegeben werden kann.
„Soziale Medien sollten Spaß machen, sicher und privat sein, ein Ort, an dem die Nutzer ihre Interessen und Neuigkeiten mit Freunden, Familie und Followern teilen können“, so Dave Glassco, Gründer von Neone und Verfechter der Privatsphäre. „Stattdessen sind die sozialen Medien zu einem Minenfeld für Werbung, Datenverfolgung und -gewinnung sowie Medienmanipulation geworden.
Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob Unternehmen ein privates Modell sozialer Netzwerke übernehmen werden, um Mitarbeiter und Kunden über Neuigkeiten zu informieren. Oder ob dieselben Unternehmen trotz schrumpfender Nutzerzahlen die von einigen Social-Media-Websites angebotenen Möglichkeiten der Datenauswertung nutzen werden. Angesichts der Tatsache, dass die Nutzer aufgrund von Datenschutzbedenken aus Facebook fliehen, stellt sich die Frage, was die führende Social-Networking-Plattform in naher Zukunft ersetzen könnte, oder ob CCPA, GDPR und andere Vorschriften zu Sammelklagen gegen Social-Media-Riesen führen könnten.
– Frank Ohlhorst